tape / digital, 2023, Attenuation Circuit, Augsburg. Available
tape edition 100
REVIEWS
The Best of Chuck & Doug (ACT 1059, C-75) ist ein Rückgriff in die frühen Jahre von Dave Phillips, vor seiner Zeit als Schimpfluch-Associate und lange vor seiner Zeit als Kritiker des anthropozentrischen Utilitarismus, der angesichts einer drohenden „Sixth Mass Extinction“ und der Diagnose „Humanity is a Virus“ einem Paradigmenwechsel ins Cthuluzän das Wort redet. Zwischen 1994 und 2000 hatte er zusammen mit Stephen Thomas als CHUCK & DOUG massenweise Material angesammelt, das auszugsweise nun dem Vergessen entrissen wird. Doug wie Doug Funnie? Chuck wie Chuckie, die Mörderpuppe? Zwischen ‘Love Story’ und ‘Rapetales’, ‘Dougout’ und ‘Chuckout’, ‘Tram & Bus’ und ‘Ignoramus’ finden sich da ein ‘Goofy House Track’ und ein ‘Duo for Dentist and Hellion’, nicht mit Helium, sondern einem Teufelsbraten. Unter Einsatz von Samplern, Drum Machines, CD-Playern, Tonbänder, Groovebox, Gitarre, Bass, Drums und Stimme entstanden diese 18 als repräsentativ angesehenen Tracks: Loops, merkwürdige Lo-Fi-Collagen, launige Grooves, kuriose, tonbandmanipulierte Stimmsamples, die aus Comics oder dem Red Room stammen könnten und mehr als nur einmal nach dem Etikett ‘goofy’ schreien. Dazu hört man Schritte, tippende Schreibmaschinenbeats, technoide 4/4, dräuende Orgel plus Carillon, scheppernden Breakbeat, Radiostimmen in Rückwärtsjapanisch, schwammigen Zwei- und dröhnenden Schwellklang, fickrige Rhythmik in 5.000 m-Hürden-Tempo, in 400 m-Hürden-Rasanz mit Hornisse am Arsch, Drehmomente für Dummies. Höre ich da „Das Maß ist voll“ zwischen allerhand Kannitverstan? Verzerrtes Tamtam klopft mit quäkigem Ami-Stimmbeifang, ‘Avian Sex’ groovt vogelsexy mit Surfgitarre und Trommelgeflatter. Und der trollschwer schleppende Tritt als Ausklang verrät, dass man schönen Phrasen wie ‘waving goodbye sailing into the sunset smiling’ nicht trauen kann.
(Rigobert Dittman, Bad Alchemy, Issue BA 118, January 2023)